Objekt: | Landesanstalt für Bienenkunde |
Ort: | Stuttgart, DE |
Baujahr: | 2019 |
Fläche: | 950 m2 |
Bauherr: | Universitätsbauamt Stuttgart und Hohenheim |
Architekt: | Lanz Schwager Architekt BDA, Konstanz |
Verarbeiter: | FRITZtechnologie H. Fritz GmbH, Murr |
Natürlich hat die neue Landesanstalt für Bienenkunde in Stuttgart ein umweltfreundliches Gründach; extensiv mit bienenfreundlichen Saaten und einer lockeren Biotopgestaltung eignet es sich für Insekten und Klima. Besonders nachhaltig ist der Dachaufbau aus Dampfsperre, energieeffizienten PIR-Wärmedämmelemente und einer hochwertigen, zweilagigen Bitumenabdichtung mit wurzelfester Oberlage, die das Dach unter der mehrschichtigen Begrünung dauerhaft sicher macht.
Mit dem Neubau im Auftrag des Universitätsbauamts Stuttgart und Hohenheim entstand ein besonders naturnahes und ganz auf die Biene ausgerichtetes Gebäude mit Holzkonstruktion, Holzfassade und Dachbegrünung. Auf 1.100 Quadratmetern befinden sich Labore, Seminarräume sowie ein Werkstattbereich mit Schreinerei und eine Imkerei mit Wachs- und Schleuderraum.
Dem Bauherrn ist die Umweltverträglichkeit ein großes Anliegen. Das Gebäude ist für die BNB-Zertifizierung (Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude des Bundesbauministeriums) vorgesehen. Deshalb wählten die beauftragten Planer von Lanz Schwager Architekten BDA Material und Konstruktion für Nachhaltigkeit und Naturschutz. Auch der Dachaufbau wurde in allen Komponenten gemäß Giscode (Gefahrstoff-Informations-System-Code) auf seine Umweltverträglichkeit geprüft.
Die Landesanstalt erhielt auf den 950 Quadratmeter großen Dachflächen einen Flachdachaufbau mit BauderTHERM DS 1 DUO, einer Elastomerbitumenbahn als Dampfsperre und Trennlage auf Holz, hocheffizienter Grund- und Gefälledämmung mit BauderPIR Wärmedämmelementen, der ersten Abdichtungslage BauderTHERM UL 50 und der durchwurzelungsfesten Abdichtungsoberlage BauderPLANT E.
Die mehrschichtige Dachbegrünung besteht aus Schutzschicht, dem Drain- und Speicherelement DSE 40, Filtervlies, der Vegetationstragschicht für Extensivbegrünungen sowie speziell bienen- und insektenfreundlichen Saaten.
Die buntblühenden Flächen pflegearmer Extensivbegrünungen bieten viele ökologische und ökonomische Vorteile: sie gleichen Flächenversiegelungen aus und bieten Pflanzen und Tieren Ersatzlebensräume. Sie schützen das Gebäudeinnere vor Lärm und Kälte, heizen sich selbst bei extremen Temperaturen kaum auf und verbessern damit nachhaltig das Mikroklima. Feinstaub wird gebunden. Bei Starkregen saugen sich die Vegetationssubstrate wie ein Schwamm voll und entlasten die Kanalisation. Das zurückgehaltene Wasser kann langsam verdunsten und kehrt so in den Wasserkreislauf zurück. Ganz nebenbei lassen sich damit Abwassergebühren sparen. Und nicht zuletzt wird die Lebensdauer der Abdichtung erhöht, weil sie vor extremen Witterungs- und schädlichen Umwelteinflüssen geschützt wird.
Eine lockere Schüttung unterschiedlicher Höhen mit einem Bewuchs aus Sedum und Kräutern soll Bienen und Insekten zusätzlichen Lebensraum bieten. Ein mehrschichtiger Aufbau bietet entsprechende Voraussetzungen.
Auf der wurzelfesten Abdichtung begannen die Begrüner mit einem lose verlegten 300 g Schutzvlies gegen mechanische Beschädigung der Dachhaut. Darauf verlegten sie die Wasserspeicher-Dränschicht. Mit 40 Millimetern Elementhöhe hat das Bauder Drän- und Speicherelement DSE 40 ein Wasserspeichervermögen von 13,5 l/m2, um die Pflanzen mit Wasser zu versorgen und unterseitig genügend dränagewirksamen Hohlraum, um Überschusswasser sicher abzuleiten. Das darauf verlegte Filtervlies verhindert das Einschlämmen von Feinteilen aus der Vegetationsschicht in die Dränschicht und sichert damit deren dauerhafte Funktion. Jetzt konnte die Vegetationstragschicht Bauder Pflanzerde Extensiv, ein mineralisches Schüttstoffgemisch mit geringen Anteilen an organischer Substanz gemäß FLL-Anforderung, aufgebracht werden. Das Team brachte die Pflanzerde in wellig lockerer Form unterschiedlicher Profilierung auf, von Minimum 5 bis 6 cm für Sedum bis zu nahrhaften 12 bis 15 cm für Kräutermischungen. Bauder testet hier eine spezielle Zusammenstellung der insektenfreundlichen Samenmischung und nutzt dieses Dach für die Produktentwicklung.
Aufgrund des Unterdrucksystems zur Entwässerung bedurfte es keiner Kehle. Kiesstreifen folgen dem lockeren Rhythmus der Begrünung. Nur die Randbereiche mit den Außenecken wurden gerade gestaltet, vor dem Dachaustritt liegen ein paar Platten.
Alle Komponenten für Flachdach- und Gründachaufbau kamen von Bauder, denn es war den Planern wichtig, im System zu bleiben.
Auf dem Dach der Landesanstalt für Bienenkunde hat das Gründach eine besondere Vorbildfunktion. Es zeigt, dass jeder Bauherr bereits mit einer pflegearmen Extensivbegrünung mehr Natur, Pflanzenvielfalt und neuen Lebensraum für Bienen und andere Lebewesen schaffen kann.